Walliser Winzer |
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Chanton Josef-Marie + Mario, Visp VS | |
Darioli Philippe, Martigny VS | |
Dorsaz Benoît, Fully VS | |
Reynard Stéphane + Varone Dany, Savièse VS | |
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Chanton Josef-Marie + Mario, Visp Wallis |
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Nirgends zeigt sich das Tal der Rhône so spektakulär und abwechslungsreich wie an seinem Anfang. Auch noch im Städtchen Visp zeigt sich die Rhône wild und eisig. Es ist auf den ersten Blick eine schroffe und alpine Welt, erst beim genaueren Hinsehen wird klar, zu was für Zaubereien die Natur hier fähig ist. Die schneebedeckten Gipfel sind zum Greifen nah, und doch klettert das Thermometer in solche Höhen, dass hier Kakteen wachsen. Hier kultivieren die Chantons seit 1944 bereits in dritter Generation weltweit einzigartige Rebsorten. Josef-Marie Chanton, geboren 1943, beendete das Tech in Wädenswil mit der Diplomarbeit „Die alten Rebsorten im Oberwallis“ und übernahm im Jahre 1970 die vom Vater Oskar gegründete Kellerei. Ende der 70er Jahre rief er den Lafnetscha wieder ins Leben. Ende der 80er folgten mit dem Himbertscha, dem Gwäss und dem Eyholzer Roten drei weitere in Vergessenheit geratene Sorten. Eine Pionierleistung! Er wird auch schon mal als „Weinarchäologe der Walliser Rebsorten“ betitelt. 1964 pflanzten die Chantons ihren ersten Heida oberhalb Visp. In jenen legendären Weinbergterrassen der Lage Rieben, die bis auf 1200 Meter über dem Meer reichen. Es sind die höchsten in Westeuropa (in Zypern wird bis auf 2000 Meter Wein angebaut). Das hier überhaupt Wein angebaut werden kann, liegt an den privilegierten Steillagen, die dank ihrer Südwest-Ausrichtung ein Maximum an Sonne aufnehmen können und gleichzeitig durch mächtige Talflanken vor den kühlen Nordwinden geschützt werden. Dagegen tritt jeweils im Herbst der aus Süden kommende Föhn als Traubenkocher in Aktion. Chantons bewirtschafteten ihren Heida-Rebberg bereits damals möglichst natürlich, waren beim Spritzen sehr zurückhaltend und liessen das Unkraut im Rebberg wachsen. Seit rund fünfzehn Jahren werden gar keine Insektizide und Akarizide mehr verwendet. Josef-Marie Chanton setzt bei all seinen Weinen auf strikte Mengenbeschränkung von 500 bis 700 g/m2 und auf den idealen Erntezeitpunkt nach Fruchtigkeit und nicht unbedingt nach Zuckergehalt. Er lässt dem Wein seine Zeit und heizt den Keller auch nicht, um den Säureabbau zu beschleunigen. Die Weine werden aufwendig und unüblich langsam in der Hefeflora vergärt. Die Chantons kultivieren heute 7.8 Hektar Reben, die Hälfte befindet sich rund um Visp und der Rest in Varen und Leuk. Im Herbst 2004 hat der Seniorchef Josef-Marie wehen Herzens die grosse Kelle zum Einkellern aller Sorten seinem Sohn Mario übergeben. Nun hat Mario, der unter anderem bei Urs Pircher in Eglisau lehrte, nicht nur die Rotweine, Spätlesen und den Eiswein, sondern auch noch alle alten Rebsorten an die Hand genommen. Mit seiner grossen Passion – den Süssweinen – gehört der ruhige Mario schon zur Walliser Elite. Auch das nahe Ausland wurde bereits aufmerksam und nominierte Mario Chanton für den Wine Award Deutschland als "Newcomer des Jahres 2009"!
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Philippe Darioli, Martigny Wallis |
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Im April 2008 machten wir uns auf den Weg, um den talentierten, damals 42-jährigen Winzer, Philippe Darioli kennen zu lernen. Fälschlicherweise fuhren wir zuerst zu seiner Privatadresse nach Martigny. Am Handy erklärte uns seine sympathische Ehefrau Régine, dass Philippe uns im Barriquekeller in Riddes, gegenüber dem Bahnhof, erwartet. Endlich in Riddes angekommen, zeigte uns Philippe Darioli zuerst den Weinkeller, den er gemeinsam mit den Gebrüdern Philippoz von der Kellerei Orsat abkaufen konnte. Der Barriquekeller bietet Platz für rund 100 Barriques. Im modern ungebauten Degustationsraum degustierten wir 10 verschiedene Weine (zum Teil Fassmuster) und erlebten so einige magische Momente. Alle Weine waren äusserst präzise auf der Frucht und mit faszinierender Komplexität vinifiziert. Die monumentalen Süssweine verliehen uns beinahe Flügel! Das gleiche Geschmackserlebnis wird wohl auch der 19 Punkte Gault-Millau Koch Philippe Rochat eine Woche später erleben. Wie alle Jahre meldete er sich für die Degustation bei Philippe Darioli an. Der Gemüse- und Obstbauer Darioli kam erst mit seiner Heirat zum Wein. Seine Frau Régine stammt aus der traditionellen Walliser Weinbauerfamilie Philippoz. 1992 absolvierte er ein Praktikum bei der Kellerei Orsat, bevor er an der renommierten Weinfachschule in Changins (VD) Önologie studierte. Anschliessend arbeitete er 4 Jahre lang unter den Fittichen des renommierten Winzer und Altmeister Didier Joris bei der Kellerei Orsat. Auch bei der Grande Dame der Walliser Weinszene, Marie Thérèse Chappaz, stand er einige Jahre in Diensten. Seit 1996 kaufte der emsige Darioli immer wieder Reben. So vergrösserte er Schritt für Schritt seine Rebfläche und kam seinem Traum, der selbstständigen Domaine, immer näher. Seit 2004 ist er nunmehr "tout seul" und bewirtschaftet 3 Hektaren Reben in Leytron und Chamoson (rund 95%) und in Martigny und Fully. Philippe Darioli wird auch in Zukunft seinen Weg gehen, weiter optimieren und weiter experimentieren. Der äusserst talentierte Winzer gehört schon heute zu den Winzerpersönlichkeiten im Wallis und seine Weine sind schlicht mustergültig. Ein Volltreffer für anspruchsvolle Weinnasen.
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Dorsaz Benoît, Fully Valais |
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Wer glaubt, an der Rhône reiften erst südlich von Lyon grossartige Weine, der irrt. Heute zeigt sich die Rhône schon in der Schweiz als grosser Weinfluss. So zum Beispiel auch in Fully, mit 346 Hektaren viertgrösste Weinbaugemeinde des Wallis, und dies notabene verteilt auf ca. 2'000 Eigentümer. Hier treffen wir auf einen der wegweisenden Walliser Winzer; Benoît Dorsaz. 1986 übernahm er das elterliche Weingut und gründete 1991 die „Cave Coronelle“. Im Jahre 1993 baute er zum ersten Mal Weine in Barriques aus und kelterte seinen ersten „Grain de Folie“, ein Süsswein aus Petite Arvine, der heute zweifellos zur Walliser Süsswein-Elite gehört. 1997 gründete Dorsaz die Quintessence-Linie, die fortan für die Weine mit Barrique-Ausbau steht und 2004 verschwand der Name „Cave Coronelle“ zugunsten von „Benoît Dorsaz, viticulteur“. Die Bezeichnung „viticulteur“ (Weinbauer) liegt ihm auch sehr am Herzen und fügt mit Stolz an: „ich bin einfacher Weinbauer und der Wein entsteht im Rebberg, die Arbeit im Weinkeller ist bei guter Traubenqualität ja nur noch Formsache“. Benoît Dorsaz kultviert rund 5.2 Hektaren, verteilt auf die fünf Parzellen Les Perches (2.3 ha), Follatères (1.7 ha) und Plamont (0.36 ha) in Fully, Chavannes (0.34ha) in Leytron und Rossettan (0.52ha) in Martigny. Seit 2016 ist die Domaine mit Bio-Suisse zertifiziert. In seiner wichtigsten Lage Les Perches, nur einige wenige Meter von einem kleinen Kastanienwald entfernt, findet man leicht kalkhaltige Moräneböden über 10 Meter Gneiss. Hier wachsen auf einer schönen Terrassenanlage in bester Südausrichtung auch die alten, 1931 von Grossvater Joseph gepflanzten Arvine-Rebstöcke, dessen Trauben heute noch in den Grain de Folie gelangen. Insgesamt werden 14 verschiedene Rebsorten angebaut (70% rot, 30% weiss). Benoît Dorsaz füllt pro Jahr durchschnittlich 30'000 Flaschen ab. Die Abfüll- und Etikettieranlage teilt er mit Marie-Thérèse Chappaz. Beim Barrique-Ausbau werden hauptsächlich Pièces von der renommierten, französischen Küferei Taransaud verwendet. Bei Benoît Dorsaz passt einfach alles: hervorragende Weine mit grösster Typizität, in welchen sich die Charakteren der Jahrgänge wiederspiegeln, sowie Degustationen und interessante Gespräche bei äusserst familiärer und sympathischer Ambiance. Hier möchte man verweilen oder vielleicht besucht man Benoît Dorsaz auch einmal auf der 2361 Meter über Meer gelegenen Cabane du Demècre, hoch über Fully, wo er auch als Hüttenwart anzutreffen ist. Wir freuen uns und sind sehr stolz, ihnen die Weine von Benoît Dorsaz präsentieren zu dürfen!
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Reynard Stéphane + Varone Dany, Savièse Valais |
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Die beiden Cousins Stéphane Reynard und Dany Varone (Domaine Cornulus) begannen 1986 mit wenig mehr als einem Hektar. Heute bewirtschaften die zwei unermüdlichen Tüftler 17 Hektar Reben, bestockt mit 21 Rebsorten, auf den besten Terroirs der Region. Drei Clos gehören dazu: der "Clos des Monzuettes" (2.5 ha), der "Clos de Mangold", 2.2 Hektar auf einem im Wallis einzigartigen Gipsboden in St-Léonard, und der "Clos des Corbassières", eine ausserordentliche Domäne von 3.6 Hektar auf dem ersten Hang westlich von Sion. Als die beiden Winzer 1999 die 52 Terrassen - welche den Clos de Corbassières bilden - kauften, haben sie das grosse Los gezogen. Der extrem steinige Boden aus Schiefer, Granit und Kalk verlangt den Reben (die ältesten sind stolze 90 Jahre alt) alles ab. Die Hitze in dieser voll exponierten Steillage ist so gross, dass Feigen voll ausreifen und kleine Skorpione über die Felsen huschen. Die Ernte im Clos des Corbassières, die in bis zu zehn Durchgängen stattfindet, ist für die Erntehelfer eine Form von Alpinismus. Immerhin müssen sie die Trauben nicht ins Tal tragen, diese werden von einem Helikopter ausgeflogen. Seit 2003 wird der Clos des Corbassières ausschliesslich biodynamisch kultiviert. Weder Insektizide noch Pestizide kommen mit den verwöhnten Böden in Berührung. Stéphane Reynard und Dany Varone arbeiten für diesen Rebberg 1500 Stunden pro Hektar (30% mehr als normal). Allein der Unterhalt der Trockenmauern benötigt 40 Arbeitstage pro Jahr. Insgesamt rund 6 Hektar bewirtschaften heute die beiden erfolgreichen Winzer biodynamisch. Die nobelsten Crus werden in einer alten Kohlemine, welche im Jahre 1917 in den Berg getrieben wurde, direkt unter dem Clos de Mangold gelagert. Der 100 Meter lange Stollen bietet die perfekten Bedingungen für die Reifung der Weine. Stéphane Reynard und Dany Varone katapultierten sich in Rekordzeit an die Spitze der lebhaften Walliser Weinszene. Am ersten Grand Prix du Vin Suisse waren sie mit einer Gold- und einer Bronzemedaille die erfolgreichste Domäne. Ihre Weine sind kostbare Kreszenzen von internationalem Kaliber (!) und daher staunt mancher Alpinist, wenn er einzelne Weine auf der Fridolinshütte (2111m), am Fusse des Tödi, oder auf der Gandegghütte (3030m) in Zermatt aufstöbert.
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